Hilfseinsatz im Hochwassergebiet Ahrtal
Katastrophen-Einsätze des Roten Kreuzes verbindet man in der Regel mit medizinischer Hilfe, Betreuung und Verpflegung für die betroffene Bevölkerung. Dass ich im Rahmen eines solchen Einsatzes auch einmal helfen würde, große Teleskop-Stapler vom Tieflader abzuladen, hätte ich nicht erwartet. Aber hier die ganze Geschichte:
Im Rahmen der Hochwasserhilfe des DRK hatte ich mich bereit erklärt, eine Woche im Ahrtal zu unterstützen. Unter anderem betreibt das DRK dort, von einer Kaserne in Koblenz aus, ein Logistik und Versorgungszentrum für die betroffenen Gebiete. Von dort aus werden die einzelnen Versorgungs-Stationen, die überall im Schadensgebiet für Bevölkerung und Helfer eingerichtet sind, regelmäßig mit Kleinbussen und LKWs angefahren und mit Gegenständen des täglichen Bedarfs versorgt. Darüber hinaus betreibt das DRK Notstromaggregate und mobile Lichtmasten, in Summe über 100 Geräte. Diese werden gebraucht, weil die öffentliche Stromversorgung in vielen Gebieten noch nicht wieder hergestellt werden konnte. Die Betroffenen benötigen dringend Strom zum Betrieb der Elektrogeräte zur Sanierung und Trocknung der Gebäude. Die Straßenbeleuchtung ist wichtig, um bei Dunkelheit ein sicheres Begehen der noch aufgerissenen Straßen zu ermöglichen und leider auch um Plünderer abzuschrecken. Außerdem betreibt dieser DRK-Einsatzabschnitt eine mobile Kläranlage und liefert den Notstrom für eine Gasaufbereitung, welche in Zukunft 1.100 Haushalte wieder mit Erdgas versorgen kann. Geräte und Fahrzeuge stammen einerseits aus der Zivilschutz-Reserve des Bundes, andererseits sind sie von DRK-Einheiten aus dem gesamten Bundesgebiet zusammen gezogen.
Entsprechend wurde ich einem Einsatzabschnitt zugeteilt, der die verschiedenen Aggregate und Lichtmasten instand hält und Störungen bearbeitet. Die Betankung der Aggregate mit Diesel oblag anderen Teams. Zusammen mit einem Elektriker, einem Kameraden der Bereitschaft Plochingen, war ich als Team unterwegs. Für die Fahrten im Schadendgebiet standen uns ein spezieller, geländegängiger VW-Bus und zeitweise auch ein Unimog zur Verfügung. Öl und Adblue nachfüllen, Fehlerquellen suchen und Störungen beseitigen war unser Tagesgeschäft. Mit Widerherstellung der Stromversorgung in einzelnen Straßen wurden die Geräte umgesetzt und an anderen Stellen neu in Betrieb genommen. Dies geschah überwiegend Nachts, um den heftigen Verkehr von Handwerker- und Baufahrzeugen in der Region nicht zu behindern. Dazu brauchten wir den oben erwähnten Teleskop-Stapler, der mittels Sattelschlepper im Schadensgebiet bewegt wurde.
Während unserer Pausen in den Versorgungsstationen hatten wir Auftrag und Gelegenheit, mit der Bevölkerung in Kontakt zu treten und mit Betroffenen zu sprechen. Alle, mit denen wir geredet haben, hatten erschütternde Erlebnisse aus der Flutnacht zu erzählen. Das hat auch uns als unbeteiligte sehr berührt. Bewundernswert wie sich die Bevölkerung selbst organisiert und z. B. provisorische Baumärkte, Werkstätten, Reifenlager eingerichtet hat. Besonders beeindruckt hatte mich auch eine Gruppe freiwilliger Helfer, die einfach durch Ahrweiler gezogen ist und Müll von Straßenrändern und aus Verkehrsinseln aufgelesen hat. Es war ein prägendes Erlebnis zu sehen, wie viele helfende Hände an allen Stellen zusammen arbeiten und selbst ein kleines Rädchen im ganzen Hilfseinsatz zu sein. So kommt in ganz kleinen Schritten der Wiederaufbau voran. Bei den massiven Schäden wird dieser aber sicherlich noch Jahre dauern.
-Thomas-